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Gschichte vo Geschter und Vorgeschter – Hermann Schaufelberger
Im Jahre 1934 sahen sich Werner Kern und Max Schaufelberger als Absolventen einer Ingenieurschule mit den damaligen schlechten Beschäftigungsmöglichkeiten konfrontiert. Sie schlossen sich deshalb zusammen und gründeten mit bescheidenem Kapital eine Radiohandelsfirma mit Service Werkstätte. Es zeigte sich bald, dass diese Branche nur während den Wintermonaten gute Beschäftigung sicherte. Damals waren im Sommer viele Winterthurer noch in der Landwirtschaft tätig und verbrachten auch die Sommerabende im Freien und hatten keine Zeit Radio zu hören. Deshalb suchten die jungen Unternehmer nach einer interessanten Zusatzarbeit für die Sommermonate.
Max Schaufelberger war begeisterter Aviatiker und Kleinflugzeug Pilot und verfiel der Idee, sich mit der Entwicklung von Windkraftanlagen zu befassen. Kurze Zeit später konnte die Windkraft GmbH gegründet werden: der Aufstieg eines einzigartigen Schweizer Unternehmens auf dem Gebiet einer umweltfreundlichen Energieerzeugung nahm seinen Anfang.
Windkraftanlagen aus Winterthur wurden in alle Welt exportiert. Die ersten Windkraftanlagen wurden bis 1939 zur Serienreife entwickelt und setzten einen Standard im Windkraftmarkt, der vielfach kopiert und wiederverwendet wurde. In den Anfängen war Windkraft GmbH Winterthur einer der drei ersten international tätigen Windkraftanlagen Hersteller.
Die ab 1980 verkauften Anlagetypen enthalten alle Entwicklungen und Erfahrungen aus mehr als 40 Jahren. Die folgenden Abbildungen und Angaben zu Anlagetypen aus Winterthur sind 1981 in einer Publikation der Arbeitsgruppe Angepasste Technologie (AGAT) erschienen und bilden den vorläufigen Abschluss der Entwicklung. Einige technische Angaben zur Leistungsfähigkeit werden heute nach einer anderen Norm ermittelt.
Im Jahre 1934 gründeten Werner Kern und Max Schaufelberger die Firma Kern & Schaufelberger, Radio und Rundfunkgeräte. Die Firma besteht heute als Aktiengesellschaft und wird von der zweiten Generation geführt. Von 1938 bis 1943 wurden amerikanische Windkraftanlagen importiert. Die Leistungen der damaligen Geräte lagen bei 100 – 300 Watt. Die Wirren des 2. Weltkrieges machten die Einfuhr solcher Geräte immer schwieriger, so dass Max Schaufelberger begann, sich mit der Konstruktion eigener Anlagen zu befassen. Vorerst baute er Starrpropelleranlagen mit Luftbremsen und verwendete noch handelsübliche Generatoren. Nach relativ kurzer Zeit musste er jedoch feststellen, dass Starrpropeller ungeeignet waren und dass auch die Verwendung von handelsüblichen Generatoren nicht zu einem erfolgversprechenden Gerät führen konnte.
Damit Windkraftanlagen den Wind optimal ausnutzen können, wurden schon früh Verstellpropeller entwickelt. Funktionsprinzip: Die Propellerblätter sitzen auf je einem drehbahren Flügelhalter. Diese Flügelhalter sind einerseits gekoppelt durch einen Stern, der damit alle Flügel zwingt, die gleiche Drehbewegung zu machen. Ferner besitzt jeder Flügelhalter ein Zentrifugalgewicht, welches vorgespannt ist.
Mit den Zentrifugal-Gewicht-Gewindestangen wird der Grundanstellwinkel der Flügel eingestellt. Damit kann der Anlauf bei kleinen Windstärken verringert und eine höhere Leistung erzielt werden. Die robuste Konstruktionsweise ist ein Markenzeichen der Windkraftanlagen aus Winterthur.
Am Mast ist die Steuerautomatik Box in etwa 2 m höhe montiert. Diese wird benötigt, um die Anlage bei Sturm vor Überlast zu schützen. Die Steuerautomatik betätigt beim Erreichen einer Windgeschwindigkeit von ca. 50 km/h eine mechanische Spindel, welche über einen Seilzug und einen Mechanismus die Flosse der Windkraftanlage um bis zu 90° einschwenkt.
Dies ist nötig um die Windkraftanlage vor zu hohen Drehzahlen zu schützen und ein Bersten des Rotors zu verhindern. Die Windverhältnisse in den Schweizer Alpen mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 250 km/h machen solche technische Massnahmen nötig.
Wenige technische Apparaturen sind so harten Bedingungen ausgesetzt wie Windkraftanlagen. Das Regulieren der Drehzahl und Notabschalten bei Sturm sind neben einer sehr widerstandsfähigen Konstruktion und hoher Korrosionsbeständigkeit die Voraussetzung für einen störungsfreien Betrieb.
Abbildung 2 zeigt eine frühe Entwicklung mit Starrpropeller und Luftbremse, die nur von 1939 bis 1941 gebaut wurde. Die Luftbremse wird bei ca. 600 U/min automatisch eingeschaltet und erzeugt genügend Luftwiderstand, damit die Drehzahl nahezu konstant bleibt. Auf dem rechten Foto ist das Nachfolgemodell mit automatischem Verstellpropeller vor der Werkstätte an der St.Gallerstr. 27 zu sehen. Dieser hatte einen leichteren Anlauf, geringere Geräuschentwicklung und einen besseren Wirkungsgrad.
Eine der bekanntesten Anlagen, erbaut 1941, befand sich zu dieser Zeit auf dem San Bernardino und versorgte das Restaurant Hospiz mit einem 1000 Watt Generator. Gekoppelt mit einer selbstgebauten Batterie aus 8 Elementen (6V,122Ah), ein Schweizerfabrikat, konnten so 22 Lampen, Radio und zusätzlich ein Bügeleisen versorgt werden.
Das Resultat der Anstrengungen war eine Typenreihe von Windkraftanlagen, welche während langer Betriebszeit mit wenig Wartung funktionstüchtig bleiben sollte. Einer der ersten Kunden aus Winterthur war Herr J. Diener, der 1942 für sein Ferienhaus am Greifensee eine 150 Watt Windkraftanlage erworben hatte. Damit konnten gleichzeitig 10 Beleuchtungslampen und 1 Radio betrieben werden.
1943 wurde die Windkraft GmbH Winterthur gegründet. Ziel war die Entwicklung von kompletten Windkraftanlagen, besseren Generatoren und Verstellpropellern. Bereits im Jahre 1945 und 1946 konnten an der Schweizerischen Mustermesse Windgeneratoren mit fliehkraftgeregelten Verstellpropellern mit Leistungen bis 2KW gezeigt werden.
Bereits 1948 wurde die erste 5KW Anlage mit einem 4:1 Getriebe ausgerüstet. Somit stellte Windkraft GmbH die erste, serienreife 5KW Anlage für den “Normalverbraucher” her.
Im Jahre 1954 wurde die Windkraft GmbH in Elektro GmbH umgetauft, um so dem erweiterten Produktangebot gerecht zu werden. Dies umfasste neben Masten, Batterien und Transformatoren später auch kleine Peltonturbinen für Wasserkraftwerke. Die technische Weiterentwicklung führte ins Dioden- und Transistorenzeitalter, welches den Umgang mit Wechselstrom erheblich erleichterte. Die alten und weniger zuverlässigen Felderregten Gleichstrom (DC) Generatoren wurden schnell durch Permanentmagneterregte Wechselstrom (AC) Alternatoren ersetzt. Der von Elektro GmbH entwickelte und gebaute AC Windgenerator war eine technische Meisterleistung, die von den meisten Mitbewerber lange nicht erreicht werden konnte.
Neben den Serien Windkraftanlagen von 500W bis 8000W wurden auch Steuerungen, automatische Abschaltung bei Sturm, statische und rotierende Wechselrichter, Umformer und Batterien gebaut. Die praktischen Versuche und die durchgeführten Verbesserungen in der Werkstatt an der St.Gallerstrasse 27 machten Elektro GmbH zum weltweiten Systemlieferanten. Als der Bedarf nach Windkraftanlagen in der Schweiz nachliess, wurden auch kleine Peltonturbinen entwickelt und produziert. Die kleinen Wasserkraftwerke waren in der Schweiz an mehreren Standorten in Betrieb.
Immer mehr wurden mit der weiteren Entwicklung auch die Grenzen der Windkraft sichtbar. Harte Rückschläge wie vom Wind zerstörte Anlagen mussten in Kauf genommen werden. Nur dank dem Durchhaltewillen von Max Schaufelberger konnte die Herstellung und der Vertrieb über Jahrzehnte aufrecht erhalten werden. Windkraft wurde weltweit immer bekannter und in vielen Ländern wurde Windkraftforschung staatlich gefördert und es wurden Einspeisevergütungen gewährt.
Drei Gründe waren für die Pioniere ausschlaggebend um sich in den Wintermonaten mit der Erzeugung von elektrischer Energie durch Windkraft zu beschäftigen:
Die Mustermesse Basel 1945 bot den Firmengründern eine gute Gelegenheit, die Windkraftanlagen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Es wurde das Komplette Windkraft System inklusive der eigenen Schalt- und Umwandlungsgeräte, Batterien, Getriebe und Hochleistungsgeneratoren ausgestellt. Der Werbetext “Licht durch Windkraft” erinnert daran, dass es in der Schweiz immer noch Häuser ohne elektrische Beleuchtung gab. Der fortschreitende Ausbau der Schweizer Stromversorgung verringerte später die Bedeutung der Windkraft als Grundversorgung. Stärkere Glühlampen und Apparate wurden zur Gewohnheit, was den Energiebedarf stark ansteigen liess und eine Anbindung der Haushalte and das öffentliche Stromnetz unausweichlich machte.
Heute ist nach dem Durchbruch der LED Technologie autonome Energieversorgung der Beleuchtung wieder ein Thema.
Die 1952 erbaute Versuchsstation in Brütten (ZH) ist noch heute in Betrieb. Neben der Versuchsstation mit zwei Masten befindet sich das Haupthaus (rechts), welches wie die Versuchsstation als Wohnhaus verwendet wird und direkt neben dem Schulhaus Brütten liegt.
Die Versuchsstation war ursprünglich für 65V und 220V verdrahtet. Neben dem unabhängigen Wind/Batterie 65V Betrieb konnte die Versuchsstation seit Beginn auf einen Hilfsdiesel umgeschaltet werden, der neben der Netzspeisung die Versuchstation mit 220V versorgen konnte. Zusätzlich zu einem zweiten Masten wurden viele kleine Änderungen vorgenommen. 1996 wurde die Anlage mit einem Solarmodul ergänzt. Die neue 24V Konfiguration basiert auf einer 500W Windkraftanlage und einer 500W Solaranlage.
In den Anfängen der Windkraft wurden ausschliesslich Gleichstrom (DC) Generatoren verwendet. Als Transistoren und Dioden auf den Markt kamen wurde sukzessive auf Permanenterregte Wechselstrom (AC) Alternatoren umgestellt. Diese hatten den grossen Vorteil der besseren Betriebssicherheit und Wartungsfreundlichkeit. Die in Winterthur entwickelten Generatoren, inklusive Magnetisieren des Permanentmagneten, waren eine technische Meisterleistung und setzten einen Standard, der von den Mitbewerbern nur schwer zu übertreffen war.
Seit 1970 wurden nur noch Wechselstromgeneratoren hergestellt. Diese Generatoren benötigen einen Gleichrichter für die Batterieladung, dafür sind sie kollektor- und bürstenlos. Die Herstellung dieser Generatoren war mit sehr hohen Kosten und Risiken verbunden. Es mussten sehr grosse Produktionslose eingekauft werden, damit ein “marktfähiger” Preis zustande kam. Diese grosse Zahl an Windkraftanlagen konnte unmöglich in der Schweiz verkauft werden, weil die zunehmende Elektrifizierung den Bedarf immer kleiner werden liess. Dies war mit ein Grund, warum schon sehr früh internationale Projekte realisiert wurden.
Typenbezeichnung: | WVG120 | ||
Beschreibung: | Horizontal, Windfahne | ||
Rotorblätter: | 3 | Rotordurchmesser: | 6m |
Windgeschwindigkeit Min.: | 4m/s | Max.: | 20m/s |
Bremse: | Blattverstellung | Sturmsicherung: | Windfahnenverstellung |
Generator: | 3-Ph-Synchrongenerator | Spannung: | 110/220 V |
Max. Drehzahl: | 250 1/min | Getriebe: | 1 : 4 |
Nennleistung: | 8,5 kW bei 11 m/s | Max. Leistung: | 10 kW bei 20m/s |
In der Schweiz waren zeitweise mehr als 100 Windkraftanlagen aus Winterthur gleichzeitig in Betrieb. Die meisten Standorte waren abgelegene SAC Hütten, Passhöhen, abgelegene Bauernhöfe und Ferienhäuser ohne Netzanschluss. Elektro GmbH verbesserte seine Windkraftprodukte stetig. Die Anlagen waren sehr zuverlässig und setzten einen Standard, der Elektro GmbH schnell zum schweizweit bekanntesten Windkraft Unternehmen werden liess. Der Pioniergeist führte Max Schaufelberger und Werner Kern auch zur Entwicklung und Produktion von Batterien, Transformatoren und allen übrigen Komponenten, die auf dem Weltmarkt nur schwierig oder gar nicht bestellt werden konnten. Zeitweise wurden sogar kleine Wasserturbinen gebaut. Folgende undatierte Karte zeigt einige Standorte der einst installierten Wind- und Wasserkraftanlagen.
Der hohe Bekanntheitsgrad und die vielen Installationen in der Schweiz waren möglich, weil ein grosses Interesse an neuer Technologie bei der Bevölkerung vorhanden war. Lange Zeit wurden alle Anlagen ausschliesslich als Inselsysteme ohne Einspeisung ins Elektrizitätsnetz betrieben, weil dies erst mit der Markteinführung moderner Leistungselektronik möglich wurde. Eine Einspeisevergütung für kleine Anlagetypen war in der Schweiz nie vorgesehen, weshalb sich eine Einspeisung nur zur Senkung der Kosten durch Reduzierung des Eigenverbrauchs amortisierte. Die folgenden Abbildungen zeigen die Vielfalt der hergestellten Komponenten.
Die gewonnenen Erkenntnisse liessen die Pioniere umgehend in die Produkte einfliessen. Dies führte zu sehr zuverlässigen Windkraftanlagen, bei denen erstmals nach sechs Jahren das Getriebeöl gewechselt werden musste. Die grössten Erfolge und auch einen hohen Bekanntheitsgrad errangen die Windkraft Pioniere mit der Ausrüstung von diversen SAC Hütten.
Die Anlagen wurden über Jahrzehnte trotz vielen Rückschlägen, die hauptsächlich wegen Sturmschäden und Vereisung entstanden, betrieben. Die Grenzen der Windkraft wurden in den Alpen klar ersichtlich. Die Belastung der Flügel und der Anlage als Ganzes steigt bei Sturm um mehr als das 100 fache. Da aber ein erhöhtes Gewicht der rotierenden Teile einen geringeren Gesamtwirkungsgrad mit sich bringt, sind an extremen Windstandorten, Solarzellen der Windkraft überlegen. In der Zeit bis zur Einführung der Solarzelle wurden die Windkraftanlagen aus Winterthur praktisch sturmsicher weiterentwickelt. Ein sehr grosses internationales Interesse brachten viele Technologieanfragen aus Übersee und die vielen Kontakte waren später die Grundlage der internationalen Erfolge.
Typenbezeichnung: | W250 | ||
Beschreibung: | Vertikal, Windfahne | ||
Rotordurchmesser: | 0.66m | Rotorhöhe: | 1.3m |
Windgeschwindigkeit Min.: | 3m/s | Max.: | kein Limit |
Bremse: | Blattverstellung | Sturmsicherung: | Windfahnenverstellung |
Generator: | 3-Ph-Synchrongenerator | Spannung: | 12/24/36/48 V |
Max. Drehzahl: | kein Limit | Getriebe: | direkt |
Max. Leistung: | 150W bei 28 m/s | Material: | Aluminium |
Typenbezeichnung: | WVG50 | ||
Beschreibung: | Horizontal, Windfahne | ||
Rotorblätter: | 3 | Rotordurchmesser: | 5m |
Windgeschwindigkeit Min.: | 4m/s | Max.: | 20m/s |
Bremse: | Blattverstellung | Sturmsicherung: | Windfahnenverstellung |
Generator: | 3-Ph-Synchrongenerator | Spannung: | 110 V |
Max. Drehzahl: | 1000 1/min | Getriebe: | 1 : 4 |
Nennleistung: | 5 kW bei 11 m/s | Max. Leistung: | 5,5 kW nei 20m/s |
Typenbezeichnung: | WV25 | ||
Beschreibung: | Horizontal, Windfahne | ||
Rotorblätter: | 2 | Rotordurchmesser: | 3,6m |
Windgeschwindigkeit Min.: | 3m/s | Max.: | 25m/s |
Bremse: | Blattverstellung | Sturmsicherung: | Windfahnenverstellung |
Generator: | 3-Ph-Synchrongenerator | Spannung: | 36/48/110 V |
Max. Drehzahl: | 600 1/min | Getriebe: | direkt |
Nennleistung: | 2 kW bei 11 m/s | Max. Leistung: | 2,2 kW bei 25 m/s |
Schon früh begann sich das benachbarte Ausland für die Windkraft Erfolge in der Schweiz zu interessieren. So wurde schon 1950 eine Anlage nach Italien geliefert. Generell mussten die Anlagen vermehrt auch Umweltbedingungen standhalten, die in der Schweiz nicht vorkommen. Dank den frühen Erfahrungen mit Wüstensand, Salzwasser und alpiner/arktischer Vereisung, konnten die Windkraftanlagen aus Winterthur bald jeder Witterung standhalten. Es entstanden die Optionen ‘Tropic Type’ und ‘Arctic Type’, die mit einer Reihe von technischen Massnahmen in diesen Regionen eine sehr lange Lebensdauer ermöglichten.
Mit dem Ausbau der Stromnetze in der Schweiz wurde das Auslandgeschäft immer wichtiger. Die Instruktion und Montage erfolgte oftmals vor Ort und war immer eine grosse Herausforderung. Die Ausführung solcher Projekte erforderte eine genaue Planung und ein hohes Problemlösungsvermögen vor Ort, weil die modernen Kommunikationsmittel fehlten. Es gab Jahre, in denen mehr als 100 Anlagen ins Ausland verkauft wurden.
Elektro GmbH trug als Systemeigner die “technische Verantwortung” und dies barg ein erhebliches Haftungsrisiko in sich. Bei einem Misserfolg oder einem technischen Versagen entstanden schnell hohe Kosten. Dank jahrelanger Entwicklung und Erprobung entstand eine Serie von extrem zuverlässigen Windkraftanlagen (bis 8kW), die bei einwandfreier Qualität und fachgerechter Montage praktisch wartungs- und störungsfrei waren.
Max Schaufelberger, geboren am 28. März 1913, hat die technische Entwicklung im Bereich erneuerbare Energien zwischen 1934 und 1984 massgebend vorangetrieben und galt als der Erfinder der modernen Windkraft in der Schweiz.
Folgende Bilder und ein Auszug aus dem Nachruf von einem unbekannten Autor sollen an die erbrachte Pionierleistung erinnern.
Nachruf (Auszug)
Max Schaufelberger wurde am 28. März 1913 als Sohn eines Primarlehrers und einer Bauerntochter geboren. Zusammen mit seiner Schwester verbrachte er die ersten Lebensjahre unbeschwert in Uhwiesen am Rheinfall. Nach dem ersten Schuljahr zog der Vater aus Rücksicht auf seine Gesundheit mit seiner Familie nach Wernetshausen am Bachtel, wo Vater Schaufelberger die gesamte Primarschule als einziger Lehrer unterrichtete. So ging Sohn Max während der ganzen Primarschulzeit zu seinem Vater in die Schule. Aber nicht nur Schulaufgaben gehörten zu den Alltagspflichten der beiden Kinder, sondern auch die Pflege des grossen Gartens, der zum Schulhaus gehörte. Unter der liebevollen Obhut ihrer Mutter erlebten die beiden Kinder eine freie und glückliche Jugend
…
Nach dem Lehrabschluss besuchte Max Schaufelberger das Technikum Winterthur, das er mit dem Diplom als Elektro-Ingenieurs HTL abschloss. Das Studium fiel in die Zeit der grossen Wirtschaftskrise. Für die meisten Schulabgänger war es kaum möglich, eine Stelle zu finden. Von seinen Klassenkameraden erhielten nach dem Abschluss lediglich zwei eine feste Anstellung.
…
Der Not gehorchend, mit wenig Geld, aber mit viel Mut gründeten die beiden Kollegen 1934, mitten in der Krisenzeit, die Firma Kern & Schaufelberger.
…
Schon in den Nachkriegsjahren befasste sich Max Schaufelberger mit viel Engagement und Weit- blick mit der Entwicklung und dem Bau von Windkraft-Anlagen. Er fand dabei schon dazumal reges Interesse von Bergrestaurants, Bauernhöfen und Zollstationen, die abseits der Stromzufuhr mit Energie versorgt werden mussten. Mit seinen ausgeklügelten, technisch einwandfreien Anlagen erwarb er seit den 70er Jahren Zuspruch und Anerkennung weit über die Landesgrenzen hinaus. Max Schaufelberger war auf dem Gebiet der Alternativ-Energie ein echter Pionier und hat in seiner Art die Oel- und Energiekrise vorausgeahnt und schon früh- zeitig nach umweltfreundlichen Energiequellen gesucht.
…
Sein Leben lang hat sich Max Schaufelberger für seine tiefen Ueberzeugungen eingesetzt und sie mit Vehemenz vertreten. Er war immer ein offener, ehrlicher Charakter, begleitet von vornehmer bescheidener Wesensart. Dank seinem Gerechtigkeitssinn besass er die Gabe zu vermitteln und auszugleichen. Durch seine besonnene Art gewann man immer wieder den Eindruck: das ist ein Mann, auf den man sich verlassen kann.
Materielle werte bedeuteten für ihn nur dann etwas, wenn er sie für die Sicherheit der Firma und der Familie einsetzen konnte. Sein Vorausahnen und Vorausschauen in die Zukunft, sein Vorwärtsstreben und sein Tatendrang waren nicht immer bequem, aber sie waren getragen von ehrlicher Ueberzeugung und wahrhaftem Sinn.
Typenbezeichnung: | WV15 | ||
Beschreibung: | Horizontal, Windfahne | ||
Rotorblätter: | 2 | Rotordurchmesser: | 3m |
Windgeschwindigkeit Min.: | 3m/s | Max.: | 25m/s |
Bremse: | Blattverstellung | Sturmsicherung: | Windfahnenverstellung |
Generator: | 3-Ph-Synchrongenerator | Spannung: | 24/36/48 V |
Max. Drehzahl: | 700 1/min | Getriebe: | direkt |
Nennleistung: | 1 kW bei 12 m/s | Max. Leistung: | 1,2 kW bei 25 m/s |
Mit der Veröffentlichung des Buches “Elektrische Energie durch Windkraft”, Verfasser Max Schaufelberger, ging eine Ära der Windkraftgeschichte zu Ende.
Inhalt des Buches sind die Erfahrungen aus einem Zeitabschnitt von 37 Jahren, während welcher sich ein Ingenieur der Elektro GmbH Winterthur mit seinem Team ununterbrochen in Theorie und Praxis mit den sich stellenden Fragen der Windkraft auseinandergesetzt hat. Das Buch ist in Deutsch, Englisch und Französich als Download erhältlich.
Nach der Pensionierung von Herr Schaufelberger endete langsam die Zeit von Entwicklung und Erprobung von neuen Windgeneratoren. Die Anlagen im Bereich von 2kW-8kW waren sehr weit ausgereift und es konnten nur noch kleine Verbesserungen gemacht werden. Der Schritt zur Entwicklung grösseren Anlagetypen war wegen fehlender Förderungsgelder nicht möglich. Die Grundlagenarbeit wurde in mehreren benachbarten Ländern vom Staat unterstützt. Daher wurden mehr und mehr nur noch Technologieanfragen beantwortet und Ersatzteile geliefert.
Viele der Anlagen wurden modifiziert und z.B. mit neuen Rotorblätter oder modernen Umformer für die Netzeinspeisung ausgestattet. Viele wurden auch komplett demontiert und wieder instandgesetzt, weil sich das System als sehr zuverlässig und robust erwiesen hat. Ein technisch interssanntes Beispiel ist die Anlage auf dem La Dole (GE). Sie wurde mehrfach überholt und modifiziert, erwähnenswert ist hierbei die Rotorgeometrie. Das diese frühe Meisterleistung im Bereich erneuerbaren Energien in Winterthur stattgefunden hat ist bemerkenswert und den Pionieren Max Schaufelberger und Werner Kern zu verdanken.
In Winterthur ist am ehemaligen Standort der Windkraft GmbH(St.Gallerstrasse 27) eine Windkraftanlage installiert, die an vergangene Zeiten erinnert, jedoch alterbedingt keinen Strom mehr produziert. Gut ersichtlich ist der abgesetzte Getriebekasten, dessen Formgebung weltweit mehrfach kopiert und wiederverwendet wurde, was für die Qualität der Anlagen spricht. Dies ist das vorläufige Ende der Windkraft Geschichte Winterthur. Falls Sie mehr zur über die Windkraft Geschichte in Winterthur erfahren möchten, finden Sie hier weitere Information:
Max Schaufelberger wurde am 28. März 1913 als Sohn eines Primarlehrers und einer Bauerntochter geboren. Zusammen mit seiner Schwester verbrachte er die ersten Lebensjahre unbeschwert in Uhwiesen am Rheinfall. Nach dem ersten Schuljahr zog der Vater aus Rücksicht auf seine Gesundheit mit seiner Familie nach Wernetshausen am Bachtel, wo Vater Schaufelberger die gesamte Primarschule als einziger Lehrer unterrichtete. So ging Sohn Max während der ganzen Primarschulzeit zu seinem Vater in die Schule. Aber nicht nur Schulaufgaben gehörten zu den Alltagspflichten der beiden Kinder, sondern auch die Pflege des grossen Gartens der zum Schulhaus gehörte. Unter der liebevollen Obhut ihrer Mutter erlebten die beiden Kinder eine freie und glückliche Jugend.
Der Vater führte den aufgeweckten Max schon in den Schuljahren in die Ge- heimnisse des Bastelns ein. Die Freude an der Technik und am Basteln wurden für den Jungen in späteren Jahren mehr als ein Hobby.
In jenen Jahren wurde das Radio langsam populär. Die Geräte waren allerdings noch primitiv mit Kristalldetektoren, Kopfhörern und Spulen ausgerüstet. Bald kamen aber anspruchsvollere Apparate auf, die seinen Erfindergeist weckter Dies waren die besten Voraussetzungen für die spätere Lehre an der Metall- arbeiterschule, wo er weiter gefördert wurde.
Es war eine harte Zeit für den fleissigen Lehrling. Das bescheidene Sackgeld steckte er nicht wie andere in Znünibrote, sondern legte jeden Fünfer für Anschaffungen zu seinem Hobby beiseite. Der Bastelraum neben seinem Schlaf- zimmer war für ihn der meistgeliebte Aufenthaltsort.Dort konnte er stunden- lang experimentieren, seine jugendlichen Fantasien ausleben und dem auf- keimenden Tatendrang nachgehen. Seine Experimente hat der begabte Junge fein säuberlich in einem Tagebuch festgehalten, das, wenn man es heute liest, einen interessanten Einblick in die Gebiete gibt, die ihn schon damals faszinierten.
Nach dem Lehrabschluss besuchte Max Schaufelberger das Technikum Winterthur, das er mit dem Diplom des Elektro-Ingenieurs HTL abschloss. Das Studium fiel in die Zeit der grossen Wirtschaftskrise. Für die meisten Schulabgänger war es kaum möglich eine Stelle zu finden. Von seinen Klassenkameraden erhielten nach dem Abschluss lediglich zwei eine feste Anstellung.
So fand sich der junge Mann eines schönen Tages stellenlos und gedankenverlorer auf einer Bank am Zürichsee und traf dort seinen Studienkollegen Werner Kern. In jugendlicher Begeisterung sagten sie sich: Wenn uns schon niemand eine Stelle anbietet, so gründen wir selber eine Firma und sind dann unsere eigenen Herrn und Meister. Der Not gehorchend, mit wenig Geld aber mit viel Mut grün- deten die beiden Kollegen 1934, mitten in der Krisenzeit die Firma Kern & Schaufelberger.
Es war nicht leicht für die beiden jugendlichen Unternehmer, zumal sich die Weltlage und die Krise immer mehr zuspitzten. Kurz nach der Firmengründung musste Max Schaufelberger zudem einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen: Sein geliebter Vater starb frühzeitig im Alter von nur 47 Jahren. Seine Mutter zog bald darauf nach Winterthur um ihren Kindern näher zu sein.
Der Krieg war eine harte Prüfung für die junge Firma. Oft waren Zweidrittel der Belegschaft im Aktivdienst und auch Max Schaufelberger wurde als Funker immer wieder für den Militärdienst aufgeboten.
Aus jenen Jahren gibt es aber auch Erfreuliches zu berichten: 1941 vermählte sich Max Schaufelberger mit Elsbeth Wydler, einer gebürtigen Winterthurerin und einstigem Studienschatz. In den späteren Jahren vervoll- ständigte sich das Glück der Familie durch die Geburt der beiden Töchter Heidi und Vreni. Der Verstorbene war ein gütiger Ehemann und Vater, der sich gerne im Kreise der Familie aufhielt und vorbildlich für die Seinen sorgte. Die Ehefrauen der Firmeninhaber – seine Frau und seine Schwester – trugen durch ihre selbstverständliche Bereitschaft, sich voll für das Geschäft ein- zusetzen, viel zur Weiterentwicklung der Firma bei.
Der Verstorbene widmete sich neben seiner Tätigkeit als technischer Leiter der Kollektivgesellschaft Kern & Schaufelberger auch noch einem Spezial- gebiet, das ganz seiner Wesensart und seinem Erfindergeist entsprach. wenn man heute von Alternativ-Energie spricht, so kann man sagen, dass Max Schaufelberger mit seinem Geist der Zeit Jahrzehnte voraus war. Schon in den Nachkriegsjahren befasste sich der Verstorbene mit viel Engagement und Weit- blick mit der Entwicklung und dem Bau von Windkraft-Anlagen. Er fand dabei schon dazumal reges Interesse in Bergrestaurants und einsamen Bauernhöfen und Zollstationen die abseits der Stromzufuhr mit Energie versorgt werden mussten. Mit seinen ausgeklügelten, technisch einwandfreien Anlagen erwarb er seit den 70er Jahren Zuspruch und Anerkennung weit über die Landesgrenzen hinaus. Max Schaufelberger war auf dem Gebiet der Alternativ-Energie ein echter Pionier und hat in seiner Art die Oel- und Energiekrise vorausgeahnt und schon früh- zeitig nach umweltfreundlichen Energiequellen gesucht.
Sein Lebenswerk ist ihm nicht in den Schoss gefallen. Er hat es mit viel Idealismus und Tatkraft selbst gestaltet. Dabei wurde er glücklicherweise durch eine gute Gesundheit, gepaart mit ungewöhnlicher Ausdauer begünstigt. Ausser Beruf und Familie war für den Verstorbenen die Natur immer ein wesent- licher Teil seines Lebens. Er war immer ein Mann, der von der Scholle geprägt war. Wanderungen mit seiner Gattin in das geliebte Tösstal und ins Zürcherober land gaben ihm Kraft und waren eine Ergänzung zu seiner beruflichen Tätigkeit. Es kam nicht von ungefähr, dass er sich auch dem Sportfliegen widmete. Mit Freude und Begeisterung konnte er nach einem Flug von den Naturschönheiten der Schweizer Berge erzählen. 34 Jahre lang hatte er vielen jungen und alten Freur den und Bekannten zu unvergesslichen Flugerlebnissen verholfen. Sein letzter Alpenflug mit Nahsicht auf das Matterhorn Ende Oktober dieses Jahres, durchge- führt bei unwahrscheinlich schönem, klaren Wetter, war für ihn ein ganz grosse Ereignis.
Eine innere Freude anderer Art gab dem Verstorbenen am 26. Oktober d.J. das 50jährige Jubiläum der Fa. Kern & Schaufelberger AG. Mit Recht durfte er stolz sein auf das, was er mit seinem Partner und seinen Mitarbeitern erreicht hatte.
Sein Leben lang hat sich Max Schaufelberger für seine tiefen Ueberzeugungen eingesetzt und sie mit Vehemenz vertreten. Er war immer ein offener, ehrlicher Charakter, begleitet von vornehmer bescheidener Wesensart. Dank seinem Ge- rechtigkeitssinn besass er die Gabe zu vermitteln und auszugleichen. Durch seine besonnene Art gewann man immer wieder den Eindruck: das ist ein Mann auf den man sich verlassen kann.
Materielle werte bedeuteten für ihn nur dann etwas, wenn er sie für die Sicherheit der Firma und der Familie einsetzen konnte. Sein Vorausahnen und Vorausschauen in die Zukunft, sein Vorwärtsstreben und sein Tatendrang waren nicht immer bequem, aber sie waren getragen von ehrlicher Ueberzeugung und wahrhaftem Sinn.
Leider war es ihm nicht mehr vergönnt, all seine Pläne durchzuführen. Zu früh und zu plötzlich wurde er aus einem erfüllten Leben herausgerissen Tröstlich ist es zu wissen, dass er ohne Leiden und Schmerzen von uns ge- gangen ist. Dass dies unterwegs auf der Fahrt geschah, passt aber in sein Lebensbild.
Wir verlieren in ihm einen vornehmen Menschen, einen unvergesslichen Ehe- gatten, einen liebevollen Vater, einen gütigen Bruder, einen verständnis- vollen Verwandten – und einen wirklichen Freund.
Auszug aus dem Buch Gschichte vo Geschter und Vorgeschter über Max Schaufelberger. Geschrieben von Hermann Schaufelberger, ISBN 978-3-033-04262-9
Typenbezeichnung: | WV05 | ||
Beschreibung: | Horizontal, Windfahne | ||
Rotorblätter: | 2 | Rotordurchmesser: | 2.5m |
Windgeschwindigkeit Min.: | 3m/s | Max.: | 25m/s |
Bremse: | Blattverstellung | Sturmsicherung: | Windfahnenverstellung |
Generator: | 3-Ph-Synchrongenerator | Spannung: | 24/36/48 V |
Max. Drehzahl: | 700 1/min | Getriebe: | direkt |
Nennleistung: | 500 W bei 10 m/s | Max. Leistung: | 600W nei 25m/s |
Werner Kern, geboren am 30. August 1912 an der Brühlbergstrasse in Winterthur, war lebenslanger Freund und Weggefährte von Max Schaufelberger. Sein Vater war Buchhalter in der Maschinenfabrik Sulzer. Beide absolvierten das Technikum Winterthur und gründeten gemeinsam die Kern & Schaufelberger AG. Ermöglicht wurde der Windkraft Erfolg durch die Synergie mit dem Radiogeschäft, welches auch immer das finanziell tragende Geschäftsfeld blieb. Eine tiefe Freundschaft ermöglichte die lebenslange Zusammenarbeit und die Erfolge in der Windkraft.
Die 1995 gegründete Elwind AG mit Sitz in Winterthur hat die Weiterentwicklung von Windkraftanlagen eingestellt. Die Anlagen im Bereich von 2kW-8kW waren sehr weit ausgereift und es konnten nur noch kleine Verbesserungen gemacht werden. Der Schritt zu grösseren Anlagetypen war wegen fehlender Förderungsgelder nicht möglich. Die Grundlagenarbeit wurde in mehreren benachbarten Ländern vom Staat unterstützt. Daher wurden mehr und mehr nur noch Technologieanfragen beantwortet und Ersatzteile geliefert.