Max Schaufelberger wurde am 28. März 1913 als Sohn eines Primarlehrers und einer Bauerntochter geboren. Zusammen mit seiner Schwester verbrachte er die ersten Lebensjahre unbeschwert in Uhwiesen am Rheinfall. Nach dem ersten Schuljahr zog der Vater aus Rücksicht auf seine Gesundheit mit seiner Familie nach Wernetshausen am Bachtel, wo Vater Schaufelberger die gesamte Primarschule als einziger Lehrer unterrichtete. So ging Sohn Max während der ganzen Primarschulzeit zu seinem Vater in die Schule. Aber nicht nur Schulaufgaben gehörten zu den Alltagspflichten der beiden Kinder, sondern auch die Pflege des grossen Gartens der zum Schulhaus gehörte. Unter der liebevollen Obhut ihrer Mutter erlebten die beiden Kinder eine freie und glückliche Jugend.
Der Vater führte den aufgeweckten Max schon in den Schuljahren in die Ge- heimnisse des Bastelns ein. Die Freude an der Technik und am Basteln wurden für den Jungen in späteren Jahren mehr als ein Hobby.
In jenen Jahren wurde das Radio langsam populär. Die Geräte waren allerdings noch primitiv mit Kristalldetektoren, Kopfhörern und Spulen ausgerüstet. Bald kamen aber anspruchsvollere Apparate auf, die seinen Erfindergeist weckter Dies waren die besten Voraussetzungen für die spätere Lehre an der Metall- arbeiterschule, wo er weiter gefördert wurde.
Es war eine harte Zeit für den fleissigen Lehrling. Das bescheidene Sackgeld steckte er nicht wie andere in Znünibrote, sondern legte jeden Fünfer für Anschaffungen zu seinem Hobby beiseite. Der Bastelraum neben seinem Schlaf- zimmer war für ihn der meistgeliebte Aufenthaltsort.Dort konnte er stunden- lang experimentieren, seine jugendlichen Fantasien ausleben und dem auf- keimenden Tatendrang nachgehen. Seine Experimente hat der begabte Junge fein säuberlich in einem Tagebuch festgehalten, das, wenn man es heute liest, einen interessanten Einblick in die Gebiete gibt, die ihn schon damals faszinierten.
Nach dem Lehrabschluss besuchte Max Schaufelberger das Technikum Winterthur, das er mit dem Diplom des Elektro-Ingenieurs HTL abschloss. Das Studium fiel in die Zeit der grossen Wirtschaftskrise. Für die meisten Schulabgänger war es kaum möglich eine Stelle zu finden. Von seinen Klassenkameraden erhielten nach dem Abschluss lediglich zwei eine feste Anstellung.
So fand sich der junge Mann eines schönen Tages stellenlos und gedankenverlorer auf einer Bank am Zürichsee und traf dort seinen Studienkollegen Werner Kern. In jugendlicher Begeisterung sagten sie sich: Wenn uns schon niemand eine Stelle anbietet, so gründen wir selber eine Firma und sind dann unsere eigenen Herrn und Meister. Der Not gehorchend, mit wenig Geld aber mit viel Mut grün- deten die beiden Kollegen 1934, mitten in der Krisenzeit die Firma Kern & Schaufelberger.
Es war nicht leicht für die beiden jugendlichen Unternehmer, zumal sich die Weltlage und die Krise immer mehr zuspitzten. Kurz nach der Firmengründung musste Max Schaufelberger zudem einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen: Sein geliebter Vater starb frühzeitig im Alter von nur 47 Jahren. Seine Mutter zog bald darauf nach Winterthur um ihren Kindern näher zu sein.
Der Krieg war eine harte Prüfung für die junge Firma. Oft waren Zweidrittel der Belegschaft im Aktivdienst und auch Max Schaufelberger wurde als Funker immer wieder für den Militärdienst aufgeboten.
Aus jenen Jahren gibt es aber auch Erfreuliches zu berichten: 1941 vermählte sich Max Schaufelberger mit Elsbeth Wydler, einer gebürtigen Winterthurerin und einstigem Studienschatz. In den späteren Jahren vervoll- ständigte sich das Glück der Familie durch die Geburt der beiden Töchter Heidi und Vreni. Der Verstorbene war ein gütiger Ehemann und Vater, der sich gerne im Kreise der Familie aufhielt und vorbildlich für die Seinen sorgte. Die Ehefrauen der Firmeninhaber – seine Frau und seine Schwester – trugen durch ihre selbstverständliche Bereitschaft, sich voll für das Geschäft ein- zusetzen, viel zur Weiterentwicklung der Firma bei.
Der Verstorbene widmete sich neben seiner Tätigkeit als technischer Leiter der Kollektivgesellschaft Kern & Schaufelberger auch noch einem Spezial- gebiet, das ganz seiner Wesensart und seinem Erfindergeist entsprach. wenn man heute von Alternativ-Energie spricht, so kann man sagen, dass Max Schaufelberger mit seinem Geist der Zeit Jahrzehnte voraus war. Schon in den Nachkriegsjahren befasste sich der Verstorbene mit viel Engagement und Weit- blick mit der Entwicklung und dem Bau von Windkraft-Anlagen. Er fand dabei schon dazumal reges Interesse in Bergrestaurants und einsamen Bauernhöfen und Zollstationen die abseits der Stromzufuhr mit Energie versorgt werden mussten. Mit seinen ausgeklügelten, technisch einwandfreien Anlagen erwarb er seit den 70er Jahren Zuspruch und Anerkennung weit über die Landesgrenzen hinaus. Max Schaufelberger war auf dem Gebiet der Alternativ-Energie ein echter Pionier und hat in seiner Art die Oel- und Energiekrise vorausgeahnt und schon früh- zeitig nach umweltfreundlichen Energiequellen gesucht.
Sein Lebenswerk ist ihm nicht in den Schoss gefallen. Er hat es mit viel Idealismus und Tatkraft selbst gestaltet. Dabei wurde er glücklicherweise durch eine gute Gesundheit, gepaart mit ungewöhnlicher Ausdauer begünstigt. Ausser Beruf und Familie war für den Verstorbenen die Natur immer ein wesent- licher Teil seines Lebens. Er war immer ein Mann, der von der Scholle geprägt war. Wanderungen mit seiner Gattin in das geliebte Tösstal und ins Zürcherober land gaben ihm Kraft und waren eine Ergänzung zu seiner beruflichen Tätigkeit. Es kam nicht von ungefähr, dass er sich auch dem Sportfliegen widmete. Mit Freude und Begeisterung konnte er nach einem Flug von den Naturschönheiten der Schweizer Berge erzählen. 34 Jahre lang hatte er vielen jungen und alten Freur den und Bekannten zu unvergesslichen Flugerlebnissen verholfen. Sein letzter Alpenflug mit Nahsicht auf das Matterhorn Ende Oktober dieses Jahres, durchge- führt bei unwahrscheinlich schönem, klaren Wetter, war für ihn ein ganz grosse Ereignis.
Eine innere Freude anderer Art gab dem Verstorbenen am 26. Oktober d.J. das 50jährige Jubiläum der Fa. Kern & Schaufelberger AG. Mit Recht durfte er stolz sein auf das, was er mit seinem Partner und seinen Mitarbeitern erreicht hatte.
Sein Leben lang hat sich Max Schaufelberger für seine tiefen Ueberzeugungen eingesetzt und sie mit Vehemenz vertreten. Er war immer ein offener, ehrlicher Charakter, begleitet von vornehmer bescheidener Wesensart. Dank seinem Ge- rechtigkeitssinn besass er die Gabe zu vermitteln und auszugleichen. Durch seine besonnene Art gewann man immer wieder den Eindruck: das ist ein Mann auf den man sich verlassen kann.
Materielle werte bedeuteten für ihn nur dann etwas, wenn er sie für die Sicherheit der Firma und der Familie einsetzen konnte. Sein Vorausahnen und Vorausschauen in die Zukunft, sein Vorwärtsstreben und sein Tatendrang waren nicht immer bequem, aber sie waren getragen von ehrlicher Ueberzeugung und wahrhaftem Sinn.
Leider war es ihm nicht mehr vergönnt, all seine Pläne durchzuführen. Zu früh und zu plötzlich wurde er aus einem erfüllten Leben herausgerissen Tröstlich ist es zu wissen, dass er ohne Leiden und Schmerzen von uns ge- gangen ist. Dass dies unterwegs auf der Fahrt geschah, passt aber in sein Lebensbild.
Wir verlieren in ihm einen vornehmen Menschen, einen unvergesslichen Ehe- gatten, einen liebevollen Vater, einen gütigen Bruder, einen verständnis- vollen Verwandten – und einen wirklichen Freund.